Jacob Bohme Spur
1. Stary Zawidów - Geburtsort
Zawidów ist die Heimat von Jakob Böhme, dessen lebendige Gedanken die Menschen auf der ganzen Welt bis heute faszinieren. Er stammte aus einer alt eingesessenen lutherischen Bauernfamilie aus Stary Zawidów (Alt Seidenberg) in der Oberlausitz. Von Beruf war er Schuster, obwohl er vor allem als Mystiker und Theosoph in die Geschichte der menschlichen Gedankenwelt eingegangen ist. Hier in Stary Zawidów war sein Geburtshaus, hier wohnten auch seine Vorfahren. Im Jahre 1575 kommt Böhme zur Welt. Abraham von Franckenberg, der erste Biograph des lausitzischen Mystikers, beschreibt Böhmes Eltern, Jakob und Ursula, als arme und bescheidene Bauern vom deutschen Schlag. Jakobs Großvater, Ambrosius Böhme, war in Stary Zawidów Dorfschöffe, und ist 1563 gestorben. Der Vater des Philosophen, ebenfalls Jakob, war Schöffe in Zawidów, und ist 1618 gestorben. Im Januar 1619 haben seine Erben (darunter auch Jakob Böhme) ihre Rechte für 600 Mark an den jüngsten Bruder Michael abgetreten.
2. Die Kirche in Zawidów
In der Nordpartie des Marktes befindet sich die Straße ul. Cmentarna; Der Straße folgend kommen wir zu einem hohen Kirchturm, dem einzigen Überbleibsel nach der ehemaligen Pfarrkirche in Zawidów (Seidenberg). Der Turm bildet heute die Dominante im Stadtpanorama. Der Vater von Jakob Böhme war ein sehr religiöser Mensch und am Leben der Pfarrgemeinde Zawidów stark beteiligt. Um 1590 wurde die örtliche Kirche gründlich umgebaut und erweitert, und Jakobs Vater in die Liste der „tutores et nutrices ecclesiae“ eingetragen – Beschützer und Förderer der Kirche. Der kleine Jakob besuchte mit seinem Vater den Gottesdienst in der hiesigen Kirche. Nach Beendigung der Dorfschule in Stary Zawidów, besuchte der spätere Theosoph die Schule in Zawidów, die von dem aus Kowary (Schmiedeberg) stammenden Rektor Johannes Leder geleitet wurde. Böhme musste in den jungen Jahren eine solide Bildung bekommen haben, weil er im männlichen Alter ziemlich gut schreiben konnte und sein Wortschatz umfangreich war. Wahrscheinlich begann der junge Böhme 1589 in Zawidów seine Lehre beim Schustermeister.
3. Das Schloss in Łagów
Die Renaissance-Schlossanlage wurde in 1581von Michael Ender von Sercha und seiner Gattin Elisabeth Hoffmann errichtet. Besitzer des Schlosses im ersten Vierteljahrhundert des XVII. Jhs. war Karl Ender von Sercha. Er spielte eine enorm wichtige Rolle im Leben Jakob Böhmes. Der Schlossherr aus Łagów (Leopoldshain) war der erste Förderer des Schuster-Philosophen. Zwischen dem 27.Januar und dem 3. Juni 1612 hat Jakob Böhme sein berühmtes Werk „Aurora“ geschrieben, das er Karl Ender von Sercha überreichte, der davon eine Kopie fertigte. Bald waren im Kreise der Freunde und Anhänger des Görlitzer Mystikers Abschriften dieses Werks im Umlauf. In 1613 geriet eine der Abschriften von „Aurora“ in die Hände des Oberpfarrers Gregor Richter aus Görlitz/Zgorzelec. Dieser fanatische, orthodoxe, lutherische Geistliche bewirkte die Beschlagnahme des originalen Manuskripts von „Aurora“, und sogar eine zeitweilige Festnahme seines Verfassers. Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges wurde Jakob Böhme von Ender von Sercha ermuntert, sein Schweigen zu brechen und erneut zur Feder zu greifen. Bei dem Schlossherrn in Łagów verfasste Jakob Böhme sein weiteres Werk unter dem Titel „Beschreibung der drei Prinzipien göttlichen Wesens“ In den Jahren 1612-1613 ließ Karl Ender von Sercha Böhmes Manuskript der „Aurora“ kopieren, die von Freuden des Schlossherrn gelesen nicht nur in der Lausitz viel Aufsehen erregte. Karl Ender von Sercha besaß in seinen Sammlungen wohl die Abschriften aller Werke des Görlitzer Philosophen. Jakob Böhme war auf dem Leopoldshainer Schloss oft zu Gast und fand bei Karl Ender von Sercha finanzielle Unterstützung in schwierigen Zeiten (besonders während des Dreißigjährigen Krieges). An Karl Ender von Sercha wurden viele von den Sendbriefen des Meisters gerichtet. Er ist am 11. Juli 1624 gestorben, also vier Monate vor seinem Freund Jakob Böhme. Der Erbe von Karl Ender von Sercha, sein Halbbruder Michael Ender von Sercha d. J. (1590 – 1637) gehörte auch zu treuen Freunden des Görlitzer Mystikers. Michael d.J. hat eigenhändig die Schrift „Von der Geburt und der Bezeichnung aller Wesen“ kopiert, die unter dem lateinischen Titel „Signatura rerum” bekannt ist. Der Schwager von Michael d.J., Johann Daniel Koschwitz, knüpfte im Jahre 1621 freundschaftliche Beziehungen mit Böhme. Koschwitz hat zur Schlichtung des theologischen Streits beigetragen, den Böhme mit dem schlesischen Adligen Balthasar von Tilke geführt hat.
4. Das Schloss in Lasów
Das Renaissance-Schloss in Lasów (Lissa) vom Ende des XVI. Jhs ist im Auftrag der Familie von Fürstenau errichtet worden. Kasper von Fürstenau (1572-1649), einer der Vertreter dieser Familie, gehörte zu Böhmes Freundeskreis. Sein Verwalter, Augustin Cöppe (Köppen), bekam die Aufgabe, die Manuskripte von Böhmes Werken zu kopieren. Kopien von Schriften des Görlitzer Mystikers fertigte in Lasów auch der Arzt Heinrich Prunius, der viele Jahre nach Böhmes Tod dadurch berühmt wurde, dass er dessen Manuskripte nach Holland brachte und die erste Biographie des Philosophen von Abraham von Franckenberg aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte.
5. Jakob-Böhme- Haus in Zgorzelec ul. Daszyńskiego 12
Im August 1599 erwarb Jakob Böhme sein erstes Wohnhaus, ein Gebäude, in dem heute eine Gedenkstube untergebracht ist. Es hat ihn 300 Mark gekostet, was ein beträchtliches Kapital war. 150 Mark bezahlte er in bar, den Rest sollte er in Raten zahlen. Zu damaliger Zeit hatte das Haus eine andere Fassade und ein anderes Dach. Bis heute erhalten geblieben ist ein Stich von 1575 mit dem Haus, das Jakob Böhme 24 Jahre später gekauft hat. Das Gebäude wurde weder von der Belagerung von Görlitz/Zgorzelec im Jahre 1642, noch von dem Brand von 1712, noch von dem Großbrand von 1807 betroffen. Gegen Ende des XIX. Jhs., im Jahre 1871, wurde das Haus umgebaut. Niemand erinnerte sich mehr daran, dass hier einst der große Theosoph gewohnt hat. Erst 1924 hat der einheimische Historiker Richard Jecht diese Tatsache ans Tageslicht gebracht und an dem Gebäude wurde eine Gedenktafel angebracht. Das Wohnhaus wurde 1998-1999 dank der polnischen Vereinigung „Euroopera” gründlich restauriert und umgebaut.
6. Das zweite Haus Jakob Böhmes in Zgorzelec
Das zweite Haus des Philosophen war am östlichen Neißeufer gelegen und wurde von ihm am 22. Juni 1610 gekauft. Das Haus stand nah an der Altstadtbrücke, gegenüber dem heutigen Restaurant „Piwnica Staromiejska”. In diesem Haus an der Brücke hat Jakob Böhme 1612 sein Erstlingswerk „Aurora“ geschrieben. In diesem Haus ist er auch in der Nacht vom 16. zum 17. November 1624 im Kreise seiner Familie und Freunde gestorben. Seine letzten Worte waren“ Nun fahre ich hin ins Paradeis“. Der Bau der Altstadtbrücke in 1905 erzwang den Abriss dieses Gebäudes.
7. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz
Diese gotische Kirche wird kurz Peterskirche genannt. Meister Jakob Böhme war lange Jahre mit der hiesigen Pfarrgemeinde verbunden. Am 10.Mai 1599 hat er hier Katharina Kuntzschmann geheiratet, die Tochter eines wohlhabenden Fleischers. Hier hat er seine vier Söhne taufen lassen. In diesem Gotteshaus kam sein Konflikt mit dem Klerus zum Ausdruck. Die Predigt des Oberpfarrers Georg Richter, der die Schriften des Theosophen aufs Schärfste kritisierte, löste einen Streit zwischen Jakob Böhme und der kirchlichen Obrigkeit aus.
8. Peterstr.4 Görlitz
Unter dieser Adresse wohnte der Humanist, Astronom und Kartograph Bartholomäus Scultetus (1540 – 1614). Viele Jahre lang war er Bürgermeister und ihm ist es zu verdanken, dass die Restriktionen, die 1613 gegen Jakob Böhme verhängt wurden, nicht so streng waren; Der Oberpfarrer forderte die Ausweisung des Meisters aus der Stadt, aber B.Scultetus gehörte zu Böhmes Anhängern. Heute bezaubert das Haus durch eine der schönsten Hofanlagen in der Stadt.
9. Schuhbank – Untermarkt, Görlitz
Am 24.April 1599 erwarb Jakob Böhme die Bürgerrechte von Görlitz und kaufte für die stolze Summe von 600 Görlitzer Mark das Bürgerrecht, Schuhbank, Wohnhaus und Werkstatt. Dreizehn Jahre lang verkaufte er hier seine eigenhändig hergestellten Schuhe. In 1612 verkauft Böhme seine Schuhbank, deren Wert sich fast verdoppelt hat (von 240 auf 470 Mark). Das kann von der Bedeutungssteigerung des Schusterhandwerks in den Anfängen des XVII Jhs. zeugen. Mit dem Verkauf der Schuhbank auf dem Untermarkt endet die Mitgliedschaft Jakob Böhmes in der Görlitzer Schuhmacherinnung.
10. Historische Rathaustreppe in Görlitz
Das historische Renaissance-Rathaus mit der berühmten Rathaustreppe von Wendel Roskopf ist der Sitz der Stadtverwaltung; Den Magistrat hat Jakob Böhme oft aufgesucht. Hier wurde er am 26.Juli 1613 und am 26.März 1624 wegen seiner Schriften „Aurora“ und „Der Weg zu Christo“ zum Verhör vorgeladen. Der Görlitzer Stadtrat beugte sich jedoch den Forderungen des Oberpfarrers Richter nicht, Böhme aus der Stadt auszuweisen.
11. Jakob- Böhme-Denkmal in Görlitz
In 1898 wurde dank Engagement und Unterstützung der Schuhmacherzunft und privaten Spendern an der Stadtbrücke und der später erbauten Stadthalle das monumentale Bronzedenkmal Böhmes nach dem Entwurf von Johannes Pfuhl enthüllt. Im Jahre 1972 wurde das Denkmal in den nahegelegenen Park des Friedens, ehem. Otto-Müller- Park, versetzt.
12. 12.Das Grab Jakob Böhmes in Görlitz
An der Nikolaikirche befindet sich der älteste und schönste Friedhof in Görlitz. Hier finden wir Gräber vieler Menschen vor, die sich um die Stadt und die Oberlausitz verdient gemacht haben, darunter auch das von Jakob Böhme. Das Grab des großen Theosophen und Mystikers liegt im süd-östlichen Teil des Friedhofs. Das Begräbnis des aus Stary Zawidów (Alt Seidenbereg) stammenden Schumachers und Philosophen fand am 18.November 1624 statt. Der Konflikt zwischen Böhme und der kirchlichen Obrigkeit ging über seinen Tod hinaus. Zuerst hat die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften eine Grabplatte gestiftet, und dann haben amerikanische Böhme-Anhänger bei der Begehung des 300.Todestages im Jahre 1924 die zweite Grabplatte geschenkt.
13. Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz
Die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften bildet zusammen mit der Internationalen Jacob Böhme-Gesellschaft ein einzigartiges, hervorragendes Forschungszentrum. Den Forschern steht eine umfangreiche Sammlung an Böhme-Literatur zur Verfügung, darunter zahlreiche Manuskripte und frühere Drucke